ROI eines UX-Designprozesses

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Zugegeben: Der Return on Investment (ROI) des UX-Designprozesses ist auf den ersten Blick nicht klar erkennbar. Klarer wird der Blick aber auf lange Sicht, wenn durch den UX-Designprozess die Bedienbarkeit intuitiver wird und dadurch die Kundenzufriedenheit sowie der Wettbewerbsvorteil steigen. Zusätzlich zu diesen langfristigen Vorteilen gibt es Kennzahlen, die die Rentabilität des UX-Designprozesses bereits während der Entwicklung messbar machen. 

Autor
Daniel Öttl
Datum
14. Februar 2024
Lesedauer
6 Minuten

Wie läuft ein UX-Designprozess ab?

Ein UX-Designprozess ist dem Softwareentwicklungsprozess vorgelagert. Er hilft uns, die Bedürfnisse und Erwartungen der Benutzer:innen zu verstehen und darauf zugeschnittene Konzepte und Designs zu erstellen. Du kannst dir den UX-Prozess wie die Planung einer Wohnmöglichkeit vorstellen.

1. UX-Strategie

In den ersten Analyse-Workshops holen wir die Anforderungen aller Beteiligten (Stakeholder) ein, um daraus eine Strategie und das Ziel des gesamten Projekts abzuleiten. 

Bleiben wir im Beispiel der Bauplanung: Nach dem Strategie-Meeting ist klar, ob eine Wohnung, ein Reihenhaus oder ein Einfamilienhaus als Wohnmöglichkeit umgesetzt wird.

2. Research

Wenn alle das Ziel vor Augen haben und die Strategie klar ist, folgen die Untersuchungen. Es gibt für jedes Projekt die passende Untersuchungsmethode wie qualitative Nutzerinterviews, quantitative Umfragen und Konkurrenzanalysen. 

Im Bau ist die Untersuchung vergleichbar mit der Suche nach dem richtigen Standort, dem passenden Bauträger und der Überlegung, wie der Wohnraum aufgeteilt wird.

3. Konzeption/Wireframe

In der Konzeptionsphase definieren wir Konzepte, stellen Hypothesen auf und skizzieren Lösungsmöglichkeiten. Bewusst noch sehr grob, um den Blick für das große Ganze zu wahren. 

Beim Bau werden in dieser Konzeptionsphase Vorschläge für einen Grundriss entwickelt.

4. Testen

Wir prüfen natürlich, ob unsere Hypothese zutrifft und das geplante Ziel mit den Konzepten erreicht wird. Die Testphase kann zu verschiedenen Zeitpunkten im UX-Designprozess vorkommen und wiederholt werden. Unabhängig vom Fortschritt der Lösung (Wireframe, Low Fidelity Design oder High Fidelity Design) können wir durch Usability Tests und User Interviews die bisherigen Annahmen korrigieren oder bestätigen. 

Im Bau ist dieses Testing mit Abstimmungsterminen mit den Bauherr:innen vergleichbar.

5. UI-Design

Sobald wir wissen, dass wir mit unseren Konzepten die geplanten Ziele erreichen, setzen wir die Wireframes in einem User Interface Design um. Dieses dient als Grundlage für die technische Umsetzung unserer Lösung. 

Im Bau ist das der fertige Bauplan mit sämtlichen Details für alle Gewerke.

6. Technisches Review

Damit das Design die technischen Möglichkeiten und aktuellen Gegebenheiten berücksichtigt, führen wir vor Entwicklungsbeginn ein technisches Review durch. Das bedeutet, wir prüfen Funktionen und Komponenten aus der technischen Perspektive. 

Das Pendant im Bau ist beispielsweise die Statische, Brand- und Schallschutztechnische Prüfung.

7. Umsetzung und Qualitätssicherung

Während der technischen Umsetzung steht im UX-Designprozess für jedes umgesetzte Feature eine Qualitätssicherung an. Sie stellt sicher, dass das Feature unser Ziel erreicht und dass es keine Missverständnisse zwischen Design und Entwicklung gibt. 

Im Bau ist dafür die Bauleitung verantwortlich, welche den Baufortschritt begleitet und zum Schluss die Abnahmen durchführt.

8. Weiterentwicklung

Ähnlich wie Gebäude instand gehalten und renoviert werden müssen, entwickeln wir auch digitale Projekte laufend weiter. Das heißt, dass der UX-Designprozess für jede weitere Funktion bei Schritt zwei beginnt. Die Projekte können dadurch näher an die Wünsche der Nutzer:innen heranrücken und flexibel an neue Situationen angepasst werden.

Welche Vorteile bringt der UX-Designprozess?

Ein strukturierter UX-Designprozess bringt gleich mehrere Vorteile in den Softwareentwicklungsprozess. Der Fokus liegt zwar auf schwer messbaren Werten, wie der intuitiven Nutzbarkeit, der Ausrichtung auf die tatsächlichen Nutzerbedürfnisse und dem positiven Erlebnis mit der Marke. Jedoch gibt es während der Entwicklung und der Nutzung auch Vorteile, die gemessen werden können:

ROI im UX-Designprozess

Kommen wir also zurück zum UX-Design-ROI. Bereits in der Entwicklungsphase sind zwei Einsparungen deutlich messbar.

Geringere Überarbeitungskosten

Da wir falsche Annahmen und Fehler bereits in der Konzeption und vor der technischen Umsetzung entdecken und beheben, entsteht in der späteren Entwicklungsphase viel weniger Aufwand für die Überarbeitung. Änderungen sind in der Designphase wesentlich einfacher durchzuführen und dadurch auch deutlich günstiger als später in der Entwicklungsphase.

Änderungen in der Designphase vs. im Livesystem

Nehmen wir ein Beispiel: Die Entwicklung eines Softwareprojekts hat 200.000 € gekostet und soll 260.000 € Umsatz generieren. Vergleichen wir, wie sich die Kosten für eine Änderung im Prototypenstadium und die Kosten für eine Änderung im Livesystem verhalten. 

Wir nehmen an, dass die Änderungen im Design ca. 8 h dauern. Für Änderungen im Livesystem rechnen wir noch die Entwicklungskosten ein, für die der Aufwand durch die technische Abhängigkeit wesentlich höher ist. Wir gehen von 3 Wochen aus, also von einem ganzen Sprint.

 Änderung in der DesignphaseÄnderung am Livesystem
Grundentwicklungskosten200.000 €200.000 €
Designkosten8 h × 150 € = 1.200 €8 h × 150 € = 1.200 €
Entwicklungskosten0 €15 T  ×  8 h × 150 € = 18.000 €
Summe Änderungen1.200 €19.200 €
Gesamtkosten201.200 €219.200 €
Umsatzannahme260.000 €260.000 €
ROIca. 30 %ca. 20 %

Das Ergebnis zeigt, dass der ROI um 10 % sinkt, wenn dieselbe Änderung nicht in der Prototypenphase, sondern erst im fertig entwickelten Projekt gemacht wird.

Effizientere Entwicklung und Time-to-Market

Mit einem gut durchdachten UX-Designprozess legen wir klare, verständliche Anforderungsspezifikationen für die Entwicklung fest. Sie machen den Entwicklungsprozess effizienter, reduzieren Unsicherheiten und Missverständnisse. Das Produkt kommt schneller auf den Markt, kann Einnahmen generieren oder interne Prozesse beschleunigen.

ROI-chart
Beispielhafte Darstellung, wie sehr sich der UX-Designprozess auf die Dauer und Kosten des Entwicklungsprozess auswirkt.

ROI während der Nutzung

Nachdem das Produkt live geschaltet wurde, spüren wir die Ergebnisse des UX-Designprozesses in vollem Ausmaß. Gerade in der Anwendung ergeben sich durch die Berücksichtigung der Nutzeranforderungen und -bedürfnisse einige Vorteile: 

Geringere Support- und Schulungskosten

Ein intuitives Interface reduziert den Schulungsaufwand und führt zu einer einfachen Anwendung. Eine einfache Anwendung führt zu weniger Problemen, weniger Probleme führen zu einer höheren Nutzerzufriedenheit und zu weniger Supportanfragen.

Gesteigerte Produktivität

Im UX-Designprozess werden bereits bei der Planung Abläufe genau durchdacht und optimiert. Diese Basis unterstützt ein übersichtliches und leicht bedienbares Interface zusätzlich bei der Steigerung der Produktivität.

Langfristige Kosteneinsparungen

Wir können weitere Features bereits in den Konzepten und Designs einplanen und in den Entwürfen positionieren. Dadurch reduziert sich der Überarbeitungsaufwand bei der technischen Umsetzung der Features, weil Struktur und Platz bereits vorgesehen sind. 

Fazit

Durch einen vorgelagerten UX-Designprozess holen wir die Anforderungen und Bedürfnisse aller Stakeholder und vor allem der Nutzer:innen ein und berücksichtigen sie bereits bei der Planung. Wir verstehen die Nutzer:innen besser und passen die Software ihren Anforderungen und Bedürfnissen an. Was den UX-Design-ROI angeht, steht eines fest: rein aus Kostensicht rentiert sich der UX-Designprozess bereits in der Entwicklungsphase, da alle Problemstellen schon während der Konzeption gelöst werden und sich die Entwicklung ganz auf die technische Umsetzung fokussieren kann.

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